Mit diesem Arbeitstitel soll zum Ausdruck gebracht werden, dass das Erleben des kontinuierlichen Bewusstseinsstroms vom
einzelnen Menschen auf die reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen
Biographie übertragen wird. Retrospektiv wird, ausgehend vom faktischen
Festhalten (-Wollen) am erlebten Ich-Begriff, im je eigenen Dasein so im
Heideggerschen Sinn Sorge dafür getragen, einen "Roten Faden" sehen zu
können. In der Psychologie spricht man vom Phänomen der kognitiven
Dissonanz (Festinger et al. 1957), was singuläre Handlungen anbelangt,
die im Widerspruch zu den eigenen Werten und Überzeugungen stehen.
Menschen neigen demnach dazu, solche Antinomien aufzulösen, indem qua
kognitiver Vorgänge Rationalisierungen einsetzen.
Eine der zentralen Thesen, die ich im Rahmen einer Dissertation untersuchen
möchte, ist die folgende: Aufbauend auf den frühen Vorlesungen Heideggers wird so etwas
wie ein "Phänomen der ontologischen Dissonanz" aufgewiesen: Menschen interpretieren ihren Seinsentwurf fortwährend
dahin gehend neu, daß sie eine gewisse Kontinuität in jenem
Geschehen sehen und postulieren können, das ihr je eigenes Leben
darstellt. Eine etwaige ontologische Dissonanz wird ergo deshalb nicht zu
Tage treten, weil das je eigene Dasein dafür Sorge trägt, eine
ontologische Konsonanz zu evozieren. Die faktisch auftretenden
Inkongruenzen zwischen prätendierten Motiven und Überzeugungen erlebter
Gegenwart einerseits und der Erinnerung an zurückliegende Ereignisse und
Begebenheiten andererseits werden im Rahmen einer "Ablaufskontinuität"
(Bergson) gleichsam "eingeordnet", um am Ich-Begriff festhalten zu können.
Ziel ist es, jene Ablaufskontinuität Bergsons in einen Zusammenhang mit
Heideggers Überlegungen zu bringen, wobei ich gegenwärtig daran arbeite, diese Verbindung zu suchen respektive herzustellen.
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